29.4.06

So wirken Placebos

Dass Placebo-Schmerzmittel tatsächlich helfen können, indem die Schmerzverarbeitung im Gehirn verändert wird, zeigt eine aktuelle Studie. Der Effekt wurde auch auf Kernspintomographie-Bildern sichtbar gemacht.


Forscher am Universitätsklinikum Hamburg untersuchten mit Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung 19 Studenten. Den Studienteilnehmern wurde auf den Handrücken eine Placebo-Salbe aufgetragen – angeblich ein stark schmerzlinderndes Medikament. Anschließend setzten die Wissenschaftler mit einem Laser Schmerzreize an beiden Handrücken. Die Studienteilnehmer gaben an, ob an der eingecremten Hand der Schmerz geringer war oder nicht.
Während des Experimentes nahmen die Wissenschaftler mithilfe der funktionellen Kernspintomographie Schnittbilder des Gehirns auf. Darauf konnten sie erkennen, welche Hirnareale gerade aktiv waren. Alle Studienteilnehmer unterzogen sich dem Experiment zweimal - einmal wurde die rechte und einmal die linke Hand eingecremt. Bei etwa der Hälfte der Untersuchungen linderte die wirkstofffreie Salbe den Schmerz. Dieser Placebo-Effekt ist auf den Kernspintomographie-Bildern nachweisbar.

Drei Hirnregionen waren dort besonders aktiv: "Von diesen Hirnarealen wissen wir, dass sie an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind, unter anderem an der körpereigenen Schmerzhemmung durch Endorphine.

Auch morphiumhaltige Medikamente entfalten ihre schmerzlindernde Wirkung zu einem großen Teil über diese Hirnregionen", erläutert Projektleiter Büchel. "Wir vermuten deshalb, dass Placebo-Schmerzmittel eine Endorphin-Ausschüttung auslösen. Die Endorphine hemmen dann in den drei Hirnregionen die Schmerzwahrnehmung."

Büchel hofft, den Placebo-Effekt eines Tages stärker therapeutisch nutzen zu können. "Fakire laufen durch Scherben, ohne Schmerzen zu haben oder durchbohren sich die Zunge, ohne dass es blutet. Bei solchen Phänomen spielen wahrscheinlich ähnliche Vorgänge wie beim Placebo-Effekt eine Rolle. Vielleicht finden wir ja Wege, um dieses Potenzial, das in uns schlummert, zu nutzen."

MEDICA.de; Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung