24.5.06

Schulleiter lernen Führung

Was kann und soll man von der Wirtschaft lernen, ist die Frage, die sich seit einiger Zeit alle karitativen, kirchlichen und sonstige Non-Profit-Organisationen stellen (müssen).

Diese Frage wurde nun auch in einem Pilotprojekt des Bildungswerkes der Bayrischen Wirtschaft in Bezug auf Schulen gestellt. Schwerpunkt des Projektes war die Frage nach der Qualität der Führung innerhalb der Schule, da ja auch in der Wirtschaft Führung maßgeblich für die Motivation und die Qualität bei der Arbeit verantwortlich ist.

Und wenn man sich den Job des Schulleiters ansieht, so kann man sich vorstellen, dass die Führung von bis zu hundert MitarbeiterInnen und noch mehr SchülerInnen nicht die einfachste Führungsaufgabe ist. Wie auch in der Wirtschaft üblich sind die entsprechenden Leiter natürlich nicht unbedingt in Führungsfragen ausgebildete Spezialisten.

Was wurde im Rahmen des Projektes nun konkret gemacht? Es wurde 32 bayrischen Schulleitern ein Jahr Begleitung und Coaching sowie ein Austausch mit Führungskräften aus der Wirtschaft ermöglicht.
Konkret sah dies so aus, dass jeweils eine Gruppe von 16 Schulleitern einmal im Monat einen Tag Gruppencoaching bekam, eine gemeinsame Telefonkonferenz durchführte, kollegiale Beratung erhielt und jeder Schulleiter zusätzlich noch Einzelcoaching nutzen konnte. Dies wurde vier Monate lang wiederholt und durch "Hausaufgaben" und Lerntagebuch unterstützt.

Außerdem tauschten sich über einen Zeitraum von einem Jahr die Schulleiter mit jeweils einer Führungskraft aus der Wirtschaft über ihre unterschiedlichen Führungsaufgaben und –erfahrungen aus. Die Häufigkeit und die Inhalte dieses Austausches bestimmten die Partner jeweils selbst.

Die Ergebnisse des Programms und vor allem der Austausch mit den Führungskräften aus der Wirtschaft wurde als so positiv empfunden, dass das Pilotprojekt nun ausgeweitet wird – wenn wieder ein potenter Sponsor aus der Wirtschaft gefunden wird.

Weil ohne Geld laufen natürlich auch erfolgreiche Projekte nicht einfach weiter und die Budgets der Schulleiter würden dafür wahrscheinlich nicht ausreichen. Für 2006 hat der Sparkassenverband Bayern allerdings das Geld für vier weitere Gruppen bereitgestellt.

Dieser Artikel kann vielleicht alle Bildungspolitik-Pessimisten aufmuntern. Auf jeden Fall sollte er alle KollegInnen der lehrenden Zunft hellhörig machen, ob sich nicht ein potenter Sponsor finden lässt, der den Schulleiter ein viermonatiges Führungskräfteentwicklungsprogramm spendiert.

Quelle: Wirtschaftspsychologie aktuell, Heft 01, Jahrgang: 2006, 39 - 42
Nadjeschda Hebenstreit / Katrin Hinzdorf / Elisabeth Schmid