13.9.06

Wer lügt, denkt mehr

Die Messung der Gehirnaktivität könnte in Zukunft Lügner zuverlässig überführen, denn beim Lügen sind messbar mehr Gehirnteile aktiv als bei wahrheitsgemäßen Aussagen. Das hat ein amerikanisches Forscherteam bei einer Untersuchung der Gehirnaktivitäten von elf Probanden herausgefunden.
Die neue Methode könnte bisherige Lügendetektoren ersetzen, die nur die körperlichen Reaktionen der Lügner messen. Über ihre Ergebnisse berichteten Scott Faro von der Temple-Universität in Philadelphia und seine Kollegen auf dem Jahrestreffen der Radiologischen Gesellschaft von Nordamerika in Chicago.
Die Wissenschaftler verglichen die Gehirnaktivitäten von lügenden Probanden und solchen, die die Wahrheit sagten, mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRI). Mit dieser Methode kann die Aktivität im Gehirn sichtbar gemacht werden. Sechs der insgesamt elf Testpersonen sollten mit einer Spielzeugpistole schießen, anschließend jedoch ihre Beteiligung an der Schießerei leugnen. Die restlichen Probanden hatten die Aufgabe, den Tathergang wahrheitsgemäß zu schildern.
Das Ergebnis: Bei den lügenden Testpersonen waren andere Regionen im Gehirn aktiv als bei denen, die nicht logen. Auch insgesamt war die Gehirnaktivität bei den Lügnern höher, vor allem in bestimmten Teilen der frontalen und temporalen Gehirnlappen und des limbischen Systems. Gleichzeitig zu den Messungen der Gehirnaktivität untersuchten Faro und seine Kollegen die körperlichen Reaktionen der Testpersonen mit einem herkömmlichen Lügendetektor.
Dabei werden Atmung, Blutdruck und elektrische Leitfähigkeit der Haut, die beim Schwitzen ansteigt, gemessen. Mit beiden Methoden konnten die Wissenschaftler bei allen Antworten der Probanden richtig erkennen, ob es sich um eine Lüge oder um die Wahrheit handelte.Allerdings sind die körperlichen Reaktionen beim Lügen bei allen Menschen unterschiedlich und manche können sogar lernen, ihre Körpersignale bewusst zu kontrollieren, erklärt Faro.
Lügendetektoren, die nur die körperliche Reaktionen messen, sind daher oftmals nicht ganz zuverlässig. Im Unterschied dazu deuten die einheitlichen Aktivitätsmuster in den Gehirnen der Lügner darauf hin, dass diese nicht bewusst kontrolliert werden können. Lügen könnten daher mit der neuen Methode genauer erkannt werden. Sie kann zudem helfen, die komplexen Denkvorgänge beim Lügen besser zu verstehen, hoffen die Wissenschaftler.